Das Innere

Der Zugang ins Innere erfolgt von der Schwertgasse her durch das Portal. Durch die quergestellte Anlage der Kirche wirkt der Zugang, der einen direkten Blick zu Kanzel ermöglicht, zu diesem Bereich kurz und sehr nahe.

Blick von der Empore ins Innere der Querkirche mit der prachvollen Orgel und der stuckierten Decke

Blick von der Portalseite ins Innere, direkt auf Kanzel und Taufstein

Im Innern überrascht die schiere Grösse der Kirche, auch hier ist die symmetrische achteckige (Quer)Anlage sofort erkennbar. Eindrücklich die dreiseitige Holzempore, die an ein Theater oder Opernhaus denken lässt, auch in ihrer Symmetrie und der Konzentration auf den Kanzelbereich, der damit gewissermassen zur Bühne wird. Die Empore wird getragen von sechs Holzpilastern auf hohen Sockeln.

Ein Blick von der Empore zeigt die Organisation des Kanzelbereichs, der streng der reformierten Tradition folgt: Keinerlei Aufstieg zu einem höher gelegenen Bereich, was der strengen Auslegung des protestantischen Predigsaales entspricht, der Gläubige und Pfarrer auf einer Eben agieren lässt.

die polygonale Holzkanzel unter dem Schalldeckel und dem zentralen Fenster mit der Glasmalerei von Johann Georg Röttinger

Im Zentrum steht die an der Wand hängende Kanzel aus Holz, ein polygonaler Korb mit volutenbekröntem Schalldeckel; zu ihr führt eine hölzerne Treppe. Vor der Kanzel, ebenfalls in der Querachse der Kirche, befindet sich der schlichte Taufstein aus Sandstein in Form eines achteckigen Kelchs, der aus der Zeit vor dem Kirchenbau stammt (vermutlich aus dem 17. Jahrhundert). Er wird von einer ebenfalls achteckigen Längsplatte aus Holz bedeckt, die somit zugleich den Abendmahlstisch bildet.

Der schlichte Taufstein mit der hölzernen Abdeckung, die als Abendmahlstisch dient

Ungewöhnlich mutet ausgerechnet in dieser so typisch protestantischen Kirche das schlichte grosse Holzkreuz neben der Kanzel an, werden Kreuze doch eher mit katholischen Kirchen in Verbindung gebracht.

der Kanzelbereich Kanzel, Taufstein/Abendmahlstisch; neben der Kanzel das schlichte Holzkreuz

Die Fenster sind doppelgeschossig organisiert: im Erdgeschossbereich die hochovalen Oculifenster, oberhalb der Empore die Rundbogenfenster. Die drei zentralen Fenster im Kanzelbereich sind mit Glasmalereien des Zürcher Glasmalers Johann Georg Röttinger (1862–1913) geschmückt und stammen aus dem Jahre 1912.

Während im unteren Bereich der Kirche Bestuhlung und Wandstuhlreihen in dunklem Holz erscheinen, verleiht die verspielt wirkende, flache weisse Rokokostuckdecke. Die einzelnen Stuckfelder, drei geschweifte Mittelmedaillons mit ihren Zwickelfeldern, sind mit verschlungenen Akanthusranken in Altrosa verbunden; in der Querachse sind zwei Rollwerkkartuschen mit geflügelten Cherubimköpfchen zu sehen. Die Stuckdecke, unterstützt durch prächtige Kronleuchter, verleiht dem Raum eine heiter-festliche Stimmung. Auch unter der Empore findet sich Deckenstuck. Die Stuckaturen stammen aus der Schule des Architekten, Malers und Stuckateurs Hans Jacob Schärer aus Schaffhausen (18. Jahrhundert), die auch den Deckenschmuck im Zürcher Rathaus geschaffen hat.

im Erdgeschoss und auf der Empore viel Holz Orgel und Orgelprospekt Gold, viel Weiss und Altrosa

eine der die einzelnen Stuckfelder verbindenden feinen Akanthusverzierungen in der Decke

Die Orgel, auf der Emporenlangseite und somit gegenüber der Kanzel, stammt Franz Josef Remigius Bossard (1777–1853), dem letzten Spross einer berühmten Orgelbauerdynastie aus Baar ZG, und wurde 1819/20 erbaut, allerdings nicht für die reformierte Kirche, sondern für die Stiftkirche in Zurzach. 1884 wurde sie von der Firma Goll umgebaut und in der reformierten Kirche installiert. Der Orgelprospekt ist ganz in barocker Tradition gestaltet.

Der Eingangsbereich unter der Empore mit dem glanzvollen Orgelprospekt


Direkt gegenüber dem Eingangsportal, unter der Kanzel, befindet sich ein weiteres Portal, das im Innern mit prachtvollen Beschlägen versehen ist. Diese Türe gewährt den Zugang der Pfarrpersonen ins Innere und zur Kanzel. Dass sich die Aussenseite etwas weniger glanzvoll präsentiert und die dahinterliegende kleine Holztreppe ihre Tücken hat, ist unter Impressionen nachzulesen. Es hat also seinen guten Grund, dass dieser Zugang ins Innere der Kirche der Öffentlichkeit verschlossen bleibt!

die mit prachtvollen Beschlägen verzierte Innenseite des rückwärtigen Portals unter der Kanzel

ein Detail dieser Türe: Türöffner und Schloss

Und schliesslich eine Besonderheit in dieser Kirche: die der Konfirmandenjahrgänge in den Wandstuhlreihen zu beiden Seiten des Eingangsportals.

«Fotogalerie» der Konfirmandenjahrgänge

In der Chronik zu den 450 Jahren Reformation in Zurzach von 1988 sind viele Fotos der Konfirmandenjahrgänge seit 1912 bis 1987 zu finden, bei deren Betrachtung man nicht umhin kommt, festzustellen: «Tempora mutantur et mutamur in illis». Die Fotos des jeweiligen Konfirmandenjahrganges seit 1997 an der Kirchenrückwand setzen diese Tradition gleichsam öffentlich weiter. Die schwarzen Rahmen der Fotos verleihen diesem besonderen Wandschmuck einen leicht katholischen Anhauch.