Glasmalerei

Die drei zentralen Fenster im Obergaden, die beim Betreten der Kirche gleich sichtbar werden, stammen vom Zürcher Glasmaler Johann Georg Röttinger (1862–1913) aus Zürich und wurden 1912 eingebaut. Derselbe Künstler hat auch Glasmalereien in den weiteren Aargauer Kirchen gestaltet: Brittnau, Meisterschwanden, Othmarsingen, Seengen und Veltheim. Die Signatur des Glasmalers findet sich im rechten Fenster unten rechts:
G. Röttinger Glasmaler Zürich 1912

Die drei zentral angeordneten Fenster mit den Malereien von Johann Georg Röttinger (1912)Darunter sind zwei der hochovalen Fenster («Oculus») mit identischem Girlandenschmuck zu sehen.

Die drei Fenster müssen gleichsam ‹zusammengesehen› werden: Dies wird vor allem im Bibelvers – Matthäus 10,28 – ersichtlich, der das Bildthema und Bildprogramm vorgibt: Er wird auf die drei Fenster aufgeteilt und liest sich folgendermassen:
KOMMET HER ZU MIR ALLE (linkes Fenster) – DIE IHR MÜHSELIG UND (Mittelfenster) – BELADEN SEID. MAT.X.28. (rechtes Fenster)

Somit lassen sich die drei Szenen lassen sich lesen und verstehen als zusammenhängende Szene vor landschaftlichem Hintergrund, deren Zentrum die Christusfigur im mittleren Fenster bildet. Alle Personen – die Mühseligen und Beladenen, hier gestaltet als Familie mit Vater, Mutter, Grossvater und drei Kindern – sind spiegelsymmetrisch (linkes bzw. rechtes Fenster) auf die zentrale Christusfigur ausgerichtet, die segnet und spricht: «Kommt her zu mir alle». Sie markiert auch durch das Kolorit, das rote Gewand, klar den Mittelpunkt des Geschehens. Das eigentliche Zentrum des Bildprogramms wird auch durch die Positionierung dieses mittleren Fensters betont: Es findet sich in der Querachse der Kirche, direkt hinter der Kanzel. Beim Betreten der Kirche fällt der Blick direkt darauf.

simulierte Gesamtsicht der drei Fenster, die den inneren Zusammenhang und das Gesamtprogramm zeigt

Die rechteckigen Bildfelder sind in die bogenförmigen Fenster eingelassen, die auch Weissglasanteile enthalten, und werden von girlandenförmigen Rahmenverzierungen umfasst, die sich (bis auf eine Ausnahme auf Emporenhöhe) auch in den anderen Fenstern der Kirche (Bogenfenster im Obergaden und Ovalfenster auf Augenhöhe) fortsetzen.

Die Bildszenerie entfaltet sich vor einer sanften Hügellandschaft in Grüntönen mit Fluss und reifem Ährenfeld. Links ist eine Mutter mit zwei Kindern, einem Kleinkind auf dem Arm und einem halbwüchsigen Knaben mit einem Stab neben sich. Ob der Knabe einen Arm in einer Armschlinge trägt, also verletzt ist, oder ob dies eine Tasche mit Saatgut darstellt, ist schwer zu sagen. Dafür, dass im Hintergrund der Weizen reif ist, spricht eher für die erste Annahme, das Bildthema von der Mühseligkeit und dem Beladensein, ebenso. Die haltung der Körper und der Blick aller drei Figuren ist nach rechts gerichtet, zu demjenigen, von dem sie sich Hilfe erbitten. Für das Mühselige und Beladene der Existenz spricht auch die gezeigte Ärmlichkeit der Familie, auch sind alle Figuren barfuss dargestellt, was, zusammen mit den sehr einfachen Gewändern, der Szene eine gewisse Archaik verleiht, die wohl auch die zeitlose Gültigkeit des Bibelwortes ausdrücken soll.

linkes Fenster

Im Mittelpunkt der Bildszene steht Jesus, der dem mit gefalteten Händen vor ihm Knienden – wohl dem Vater der Familie – seine Rechte auf den Kopf gelegt hat und ihn mit seiner Linken, stellvertretend für die ganze Familie, segnet. Dieser Jesus, in auffällig rotem Gewand, steht stilistisch in der Tradition der Nazarener, einer – wie schon der Name ausdrückt –, stark religiös geprägten und zu Vorbildern der Antike und der Renaissance hingewendeten künstlerischen Bewegung im 19. Jahrhunderts, vorwiegend in Deutschland gepflegt. Röttinger, als Sohn des aus Nürnberg stammenden Glasmalers Johann Jakob Röttinger (1817–1877), war diese Tradition bekannt und vertraut; viele seiner Glasmalereien in Kirchen huldigen diesem Stil.

mittleres Fenster hinter der Kanzel mit der zentralen Christusfigur

Im rechten Fenster, spiegelbildlich zum linken, zwei weitere Mitglieder der Familie zusehen, wohl der Grossvater und eine Tochter der Familie, die in Haltung und Blick sich ebenfalls auf das mittlere Fenster und den zentralen Jesus zuwenden.

rechtes Fenster

Auffällig ist die Verbundenheit der dargestellten Menschen, die einander alle gegenseitig berühren und umfassen. Dem entspricht auch die zentrale Jesus-Gestalt, die sich in Haltung, Blick und Gesten der Hände ganz dem knienden Mann zuwendet.

Eines der Ovalfenster mit bienenwabenförmiger Weissverglasung und Girlandenverzierungen am Rand