Reformationsweg

Der Weg der Reformation im Aargau
Acht Kirchen haben für die Geschichte der Reformation im Aargau im 16. und 17. Jahrhundert eine besondere Rolle gespielt: ReinachErlinsbachGränichenAarauSuhrZofingenUnterkulmWindisch

Der thematische Weg führt von der ersten reformierten Kirche im Aargau (Reinach) über Beispiele der neuen reformierten Kirchenarchitektur (Erlinsbach, Gränichen) zu ehemals katholischen Kirchen und Wirkungsorten wichtiger Persönlichkeiten (Aarau, Suhr, Zofingen), aber auch zu den Spuren des reformierten Bildersturms in kulturell wertvollen Kirchen (Unterkulm, Windisch).

Die acht Kirchen
Viele der heute 93 reformierten Kirchen im Aargau sind auch geschichtsträchtige Orte der Erinnerung oder des kulturellen Erbes. Einige verkörpern aufgrund ihrer Entstehungszeit oder ihres Schicksals wichtige Aspekte der Aargauer Reformationsgeschichte. Der «Weg der Reformation im Aargau» stellt eine Auswahl von acht Kirchen vor, die bis spätestens Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sind und eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Reformation im Aargau haben.

Erlinsbach, Gränichen und Reinach sind Belege für verschiedene Phasen der neu entstandenen reformierten Kirchenarchitektur. Die Kirche in Reinach, erbaut 1529 als erste reformierte Kirche überhaupt im gesamten bernischem Hoheitsgebiet, orientiert sich noch an früheren Anlagen aus katholischer Zeit. Im Gegensatz dazu erweist sich die nächste, 1565 neu errichtete, Kirche von Erlinsbach – ganz im Sinne der Reformatoren – als einfacher, schmuckloser Predigtsaal ohne Chor. Die Gränicher Kirche von 1663 zeigt mit ihrer reichen, in Grisaillemalerei gehaltenen Ausschmückung das, was zur Barockzeit im reformierten Umfeld an Innenausschmückung möglich war.

Aarau und Zofingen, beides dreischiffige Basiliken in aargauischen Landstädten, waren in katholischer Zeit noch mit einer grösseren Zahl an Altären und Heiligenbildern ausgestattet und wurden konsequent umgestaltet. Es ist erstaunlich, wie diese «ausgeräumten» Gotteshäuser auch ohne Kirchenschmuck eine metaphysische Wirkung entfalten. In beiden Kirchen haben zudem für die Reformation wichtige Pfarrer gewirkt. Ebenso in Suhr, dessen Kirche mit ihren frühmittelalterlichen Fundamenten zweifellos eine der ältesten im Aargau ist.

In den Chören der Kirchen von Unterkulm und Windisch haben sich kunsthistorische wertvolle mittelalterliche Fresken erhalten, die zeigen, zu welchen Verlusten an kulturellen Schätzen der reformatorische Bildersturm geführt hat. In Windisch finden sich ausserdem auf dem Kirchturm interessante Beispiele für ein konfessionell-architektonisches Fernduell mit dem katholischen Baden.

Die Reformation im Aargau: geschichtlicher Hintergrund
Das Gebiet des heutigen Kantons Aargau war seit dem 15. Jahrhundert in drei Einflussspähren aufgeteilt. Der Berner Aargau gehörte zum Herrschaftsgebiet der Stadt Bern. Die Grafschaft Baden und das Freiamt wurden gemeinsam von mehreren eidgenössischen Orten verwaltet. Das Fricktal war österreichisches Herrschaftsgebiet.

Jede dieser drei Regionen weist eine eigene Reformationsgeschichte auf: Der Berner Aargau wurde 1528 auf Anordnung der Gnädigen Herren in Bern flächendeckend reformiert und blieb es dauerhaft. In der Grafschaft Baden und im Freiamt blieb die anfänglich weitgehende Zuwendung zum neuen Glauben in den meisten Dörfern nur eine Episode. Nach dem von den Reformierten Truppen verlorenen Zweiten Kappelerkrieg (1531) wurden im östlichen Aargau die Kirchen mehrheitlich rekatholisiert. Das österreichische Fricktal dagegen blieb nahezu vollständig immun gegen alle reformatorischen Bestrebungen.

Die Reformation im Berner Aargau wurde durch die Obrigkeit verordnet und mit Zwang durchgesetzt. Nach einem Glaubensgespräch (Disputation) in der Stadt Bern mit mehreren hundert Geistlichen beschloss die Stadtregierung 1528 die Einführung des neuen Glaubens in ihrem Herrschaftsgebiet.

Bereits in den 1520er-Jahren hatten in mehreren Aargauer Kirchen Priester «evangelisch (reformatorisch) gepredigt». Dauerhaft durchsetzen konnte sich der neue Glauben hier aber erst unter bernischem Druck. Alle – bisher katholischen – Priester wurden nach Bern gerufen und mussten zehn Thesen unterschreiben: Abschaffung der Messe bzw. des Messopfers, Pfarrer dürfen heiraten, Entfernung der Heiligenbilder etc.). Nur wer unterschrieb, durfte als reformierter Pfarrer weiterhin tätig sein.

Die Einführung der Reformation hatte auch für die Kirchen weitgehende Konsequenzen. Aus den bisher katholischen Kirchen wurden Altäre, Heiligenbilder, Statuen, Orgeln usw. entfernt und oft vernichtet. Die reformierten Kirchen waren schmucklose auf die Predigt ausgerichtete Säle, ohne Orgeln oder Instrumente, wie es dem neuen Selbstverständnis entsprach.

Download:
Der Weg der Reformation im Aargau (PDF, 9.1 MB)

Der Weg wird mit einer öffentlichen Feier am 19. September 2017, 18 Uhr in der reformierten Kirche Reinach, mit anschliessendem Apéro eröffnet.

Details dazu im Veranstaltungskalender der Reformierten Landeskirche Aargau.