Die Kirche Turgi
Klarer Betonbau an zentraler Lage
In Turgi, 2002 vom Schweizer Heimatschutz mit dem Wakkerpreis für eine «qualitätvolle Siedlungsentwicklung» ausgezeichnet, steht die Kirche im Dorf: Das Gotteshaus der Reformierten befindet sich an zentraler Lage, in unmittelbarer Nähe zu Bahnhof, Post und Einkaufsmöglichkeiten. Der auffällige offene Glockenturm korrespondiert mit dem Glockenträger der katholischen Kirche auf der anderen Seite der Bahngeleise – was kein Zufall ist: Die katholische Kirche ist nur drei Jahre älter als die reformierte, welche 1960 eingeweiht wurde.
Somit ist die reformierte Kirche Turgi nur wenig mehr als 50 Jahre alt, doch scheinen ihre Tage gezählt: Die Kirchgemeindeversammlung der Kirchgemeinde Birmensdorf- Gebenstorf-Turgi hat am 26. März 2013 beschlossen, das schlichte, weisse Gebäude abzureissen und zu ersetzen. An seiner Stelle soll eine neue Kirche im Verbund mit Alterswohnungen entstehen. Dies hatte die Kirchgemeinde im März 2013 beschlossen, nachdem sie zum Schluss gekommen war, dass die dringend nötige Gesamtsanierung zu teuer sei. Kirchlich gesehen gehört Turgi in einer Kirchgemeinden zusammen mit Gebenstorf und Birmenstorf; jedes Dorf hat ein eigenes Gotteshaus. Im Gegensatz zur Turgi sind die Kirchen in den beiden anderen Dörfern denkmalgeschützt, ein Abriss käme dort nicht in Frage.
Die Kirchenpflege lancierte 2013 einen Architekturwettbewerb, an dem sich sechs Büros beteiligten. Anfang 2014 wurde das Siegerprojekt präsentiert; es stammt vom Basler Büro «ds.Architekten». Die neue Kirche soll demnach entlang dem Nordrand der Parzelle errichtet werden. Sie soll für unterschiedlichste Veranstaltungen offen sein. Die Wohnungen mit separatem Garten liegen auf der Südseite. In der Mitte der Anlage befindet sich ein überhöhtes Treppenhaus. Verschiedene Elemente der bestehenden Kirche sollen in den Neubau übernommen werden.
Im Internetauftritt der reformierten Kirchen im Aargau sollen sowohl die alte Kirche Turgi wie auch die neue Kirche – wenn es dann soweit ist – dokumentiert werden.
Nachdem sich einige Turgemer mittels Petition mit knapp 400 Unterschriften gegen den geplanten Abbruch der reformierten Kirche gewehrt hatten, verhängte der Gemeinderat Turgi eine zweijährige Bausperre, um zu prüfen, ob die Kirche schützenswert sei. Im Rahmen der Revision der Bau- und Nutzungsordnung kam der Gemeinderat zum Schluss, dass die reformierte (wie die katholische und weitere Bauobjekte) unter kommunalen Schutz gestellt werden soll, was bedeutet, dass sie nicht abgerissen werden kann. Nicht schützenswert hingegen sei das an die Kirche angrenzende Pfarrhaus.
Auf diese Weise könnte das Areal gemäss Gemeinderat dennoch neuen Bedürfnissen angepasst werden; hinzu käme, dass auch die Nutzung der Kirche durch Dritte (Seminare, Ateliers, Gastronomie) neu erlaubt sein solle. Im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens erhob die Kirchenpflege Einspruch gegen die neue Bau- und Nutzungsordnung, während der Gemeinderat an der Schutzwürdigkeit der Kirche festhielt.
Derzeit (Stand Dezember 2018) steht die Prüfung der Schutzwürdigkeit durch den Kanton noch aus. Das letzte Wort wird die Gemeindeversammlung haben, wenn sie über die Bau- und Nutzungsordnung abstimmt (voraussichtlich im Winter 2018).
Detaillierte und jeweils aktualisierte Informationen zum Neubauprojekt finden sich auf dem Internetauftritt der Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi.
Verfasst von Béatrice Koch
Fotos von Roger Wehrli