Die Glasmalereien

In der Kirche Rupperswil finden sich Glasmalereien von Felix Hoffmann (1911–1975), die aus zwei verschiedenen Schaffenszeiten dieses Aarauer Künstlers stammen.

Im Chor sind drei grosse Fenster mit den Massen 345 × 130 cm zu sehen. Sie stammen aus dem Jahre 1938 und sind die ersten Werke des Künstlers in dem für ihn damals noch neuen Medium der Glaskunst.

Die drei Chorfenster stellen im Zentrum (im Chorscheitel) eine Kreuzigung dar, im linken Fenster ist eine Darstellung der Verleugnung Petri und im rechten Fenster eine Fusswaschung der Sünderin zu sehen.

Das zentrale Chorfenster mit der Darstellung einer Kreuzigung in der Interpretation von Felix Hoffmann (1938)

Felix Hoffmann, der die ikonographische Tradition der Kunstgeschichte sehr gut kannte, war sowohl thematisch wie technisch in vielem retrospektiv, zum Altmeisterlichen hin orientiert. Zu seinen künstlerischen Vorbildern zählten Rembrandt und Altdorfer, aber auch Künstler des 20. Jahrhunderts wie Munch oder Beckmann. Er war also mit der klassischen Moderne und mit zeitgenössischen Tendenzen durchaus vertraut. Dennoch ist er im Wesentlichen im Gegenständlichen geblieben.

Peter Felder schreibt im Katalog der Retrospektive im Kunsthaus Aarau von 1977 über Felix Hoffmann und diese ersten Werke in der Kirche Rupperswil: «Bereits in seinem Erstlingswerk, den 1938 geschaffenen Chorfenstern in Rupperswil, bricht dieser altmeisterliche Gestaltungswille durch. Wie ein mittelalterlicher Scheibenzyklus fügen sich hier Kreuzigung (Mittelfenster), Verleugnung Petri und Fusswaschung durch Maria Magdalena (Nebenfenster) in strenger, achsial symmetrischer Anordnung zu einer beziehungsreichen künstlerischen Einheit. Jedes Fenster ist in sich ein klar gebautes Bildganzes, das thematisch über sich hinaus weist und erst im Ensemble zur vollen Wirkung kommt. Besonders beredten Ausdruck fand die szenische Darstellung im Petrusfenster, wo in der bedrückenden Engnis einer zeichenhaften Bildarchitektur der reumütige Apostel sein Leid klagt und dabei vom krähenden Hahn sekundiert wird, während im Hintergrund ein grobschlächtiger Scherge mit erhobenem Daumen auf die Gefangennahme Christi zeigt. Das ganze Bildgeschehen gipfelt in der einsamen Gestalt des Erlösers, die als einzige Figur des Fensters uns offenen Auges entgegen blickt. Diese direkte und äusserst prägnante Bildwirkung suchte der Künstler noch mit harten räumlichen Akzenten zu steigern, selbst unter Gefahr, dass die Einheit des Bildgefüges ins Wanken geriet.»

Dass im Zentrum des Chors eine Kreuzigungsszene steht, ist für eine reformierte Kirche eher ungewöhnlich, (dies findet sich eher in katholischen Kirchen), denn hier finden sich üblicherweise eher Auferstehungsszenen. So sind denn auch in anderen Kirchen, in denen Felix Hoffmann später Glasmalereien gestaltet hat, Auferstehungsszenen zu sehen, so in der Stadtkirche Aarau, in Suhr, Bözen und Windisch. Allerdings steht auch in einer anderen Kirche, für die Felix Hoffmann drei Jahre nach Rupperswil Fenster gestaltete, eine Kreuzigung im Zentrum: in der Kirche Rheinfelden. auch auf dem Kirchberg finden sich im Chorscheitel Darstellungen von Karfreitag und Kreuzigung (1941).

In zentralen Kreuzigungsfenster finden sich die beiden Schriftzüge: «Siehe, das ist Gottes Lamm» (links des Gekreuzigten) und «das der Welt Sünde trägt» (im rechten unteren Bildfeld).

Verleugnung

Fusswaschung

Die Signaturen finden sich im zentralen Kreuzigungsfenster unten links. Sie lauten:

«ENTWURF FELIX
HOFFMANN
1937–39» und

«AUSFÜHRUNG
E. BOSS
GLASMALEREI
BERN»

Signaturen von Felix Hoffmann und das ausführende Glasatelier in Bern

Über 30 Jahre nach seinen ersten Werken hat Felix Hoffmann nochmals zwei weitere Glasmalereien gestaltet: Sie stellen die Taufe des Kämmerers und die Jünger in Emmaus dar und finden sich in der Nordwand der Kirche. Ihre Masse betragen 49 × 30 cm.

Die Taufe des äthiopischen Kämmerers

Die Signatur Felix Hoffmanns und das Datum finden sich unten ganz rechts und lauten nur:

«72
FH»

Signatur von Felix Hoffmann

Barbara Tobler im Wochentext «Nachgedacht: Glaube und Kunst» der reformierten Wochenzeitschrift «Doppelpunkt» 15/2015:
«Und er ging hinaus und weinte bitterlich – Wochentext: Lukas 22,54-62» (PDF, 261 KB)

Predigt von Pfarrerin Daniela Jerusalem-Stucki (Zürich) am Karfreitag 2015 zum Verleugnungsfenster:
«Hoffnung» (PDF, 69 KB)

Text © Barbara Tobler

Fotos © Hans Fischer