Kirche Frick
Der Weg zu einem eigenen kirchlichen «Heim»: Eine tatkräftige Überwindung vielfältiger Sorgen
Obschon die katholische Hauptkirche von Frick seit Jahrhunderten das Dorf beherrscht, verleiht seit gut hundert Jahren auch der hübsche Bau der reformierten Kirche dem Ort sein Gepräge. Fast gleichberechtigt und ebenfalls auf erhöhtem Platz gelegen, bildet sie sozusagen ein architektonisches Pendant und zeugt von der um 1900 stark angewachsenen reformierten Diasporagemeinde. Für den schönen und prominenten Bauplatz, der noch heute samt dem Kirchlein auch von Bahnreisenden gut beschaut werden kann, wurden erhebliche Mehrkosten in Kauf genommen. In seinen Dimensionen musste sich der Kirchenbau aufgrund der knappen Finanzmittel bescheiden geben, sollte sich aber – was für die Reformierten letztlich wichtiger war – durch solide Massivbauweise dennoch selbstbewusst und durch anheimelnde Erscheinung als besonders familiär und vertrauenserweckend kennzeichnen.
Minderwertigkeitsgefühle schienen die reformierte Minderheit im Dorf zu plagen, insbesondere solange nur in einem Schulhausraum Gottesdienste abgehalten werden konnten. Das 1910 erbaute Kirchlein stärkte entsprechend das Selbstbewusstsein und schuf trotz bekannter Querelen mit den Katholiken eine gute Basis für das ökumenische Gemeindeleben. Obwohl die bereits im guten Sinne ‹einfach› gehaltenen Formen durch spätere Renovationen zusätzlich vereinfacht wurden, hat das Kirchlein mit seiner malerischen Baumassengruppierung und der begrünten Nahumgebung nichts von seinem zentrumsbildenden Charakter eingebüsst und strahlt mit seinem hellen Äusseren nach wie vor weit in die Landschaft hinaus.
Ein ausführlicher Bericht der Baukommission im Jahr 1908 unterrichtet uns darüber, dass Grösse, Innenraumorganisation und Aussehen der Kirche im Vornherein sorgfältig geplant wurden und man versuchte, von Vorbildern zu lernen. Durch einen gewissen Ehrgeiz kam am Schluss so manches etwas reichhaltiger und preziöser heraus, als zu Beginn erhofft werden konnte. Schmuck und wohlgestaltet, als hätten es die Fricktaler bereits vor dem Industriezeitalter mit eigenen Mitteln und Handwerkern geschaffen, stand schliesslich das vollendete Bauwerk 1910 da.
Verfasst von Matthias Walter
Fotos von Markus Hässig