Ein Sommerabend unter der Niederlenzer Kirchenlinde

«Stufenartig steigt das Gelände bis zum pflastergedeckten Vorplatz an, der durch die Kirche und das rechtwinklig angebaute Kirchgemeindehaus begrenzt wird und auf dem sich die Quartierbevölkerung gerne aufhält.»

Dies ist auf der Startseite zur Kirche Niederlenz zu lesen. Am Abend des 4. Juli 2016 war es aber durchaus nicht die Quartierbevölkerung, die sich gerne auf dem Vorplatz unter der mächtigen Linde aufhielt, sondern ein gutes Dutzend Männer und Frauen, die von 2012–15 am Evangelischen Theologiekurs der Reformierten Landeskirche Aargau teilgenommen hatten! Und zwar offiziell zwecks Besprechung der zukünftigen Treffen in lockeren Abständen, Absprachen auch mit dem Vorgängerkurs 2009–12 und weiteren organisatorischen Fragen, von Kurt so sorgfältig wie souverän moderiert – und inoffiziell zu gemütlichem Beisammensein. Nach wochenlanger Regen- und Kältephase spielte das Wetter prächtig mit, und es wurde ein wunderbar sommerlicher Abend. Organisiert hatte das Treffen Susanne, Mitglied der Kirchenpflege Niederlenz, in gewohnter Liebenswürdigkeit und Perfektion. Zum Buffet steuerten alle ihre Spezialitäten bei, der berühmte Kartoffelsalat von Martins Frau als tragender Grundpfeiler. Zudem bewährte sich einmal mehr, dass unter den Anwesenden ein Profikoch ist; auch seine Tomaten-Mozzarella-Pesto-Rosso-Basilikum-Salsa fand regen Absatz. Cordelia, die auf die Einladung zu diesem Abend noch nachgefragt hatte: «Sommertreff???? – Wenn das mit dem Regen so weiter geht, komme ich per Ruderboot nach Niederlenz!!» –, hatte angesichts des völlig andersgearteten Wetters kurzfristig darauf verzichtet, die auf der vorgängig auch noch zirkulierenden Ich-bringe-folgendes-mit-Liste angekündigte Spezialität («Mein Mann macht super gute Reh-Hamburger. Da müsste ich allerdings noch einen Grill mitbringen.») anzubieten, für deren animalische Ingredienz ihr jagender Gatte gleich selber gesorgt hätte – zur Erleichterung der anwesenden Vegetarierin. Diese sprach dafür den Salaten und dem vorzüglichen Valpolicella zu, um den Max sich mit gewohnter Umsicht gekümmert hatte, und anschliessend der superfeinen Panna cotta mit Erdbeeren von Susanne.

Ein grossartiger Kontrast zum goldenen Sommerabend unter der grossen Linde war das Abenddämmerlicht im Innern der Kirche, welches das Rundfenster im Chor geheimnisvoll und in immer neuen Lichtfacetten aufleuchten liess. Davon wurde nicht nur die Liebhaberin von sakraler Glaskunst in Bann gezogen, die die Gelegenheit nutzte, um ausgiebig zu fotografieren – Kartoffelsalat und Rotwein temporär ignorierend, sondern auch andere Teilnehmer dieser entspannten Abendrunde, die staunend und still geworden die Atmosphäre in dieser Kirche genossen.

Detail des Rundfensters mit den drei Engeln «Soli Deo Gloria» von Paul Eichenberger. Foto: © Barbara Tobler

Unvergesslich schliesslich der Sonnenuntergang und der weite Blick Richtung golden aufscheinender Jurahöhen, die vielen guten und angeregten Gespräche, buchstäblich und in gewohnter ETK-Tradition über Gott und die Welt bis hin zur durchaus irdischen Diskussion über die Aufzucht von Glocken-Chilis. Damit bewies die Gruppe einmal mehr, dass sie – theologischen Fragen zwar nach wie vor leidenschaftlich zugewandt – dennoch nie die Bodenhaftung verliert. Und durchaus auch zu geniessen weiss. An einem so schönen Ort fiel das ganz besonders leicht!

Eine der Glocken-Chili-Pflanzen auf Barbaras Balkongarten
Stand 6. September 2016.
Foto © Barbara Tobler

Der Evangelische Theologiekurs 2012–2015 trifft sich gelegentlich weiterhin, so am 4. Juli 2016 unter der grossen Linde vor der Kirche Niederlenz.
Foto: © Barbara Tobler