Die Umgebung

Der Kirchberg besteht aus einem eindrucksvollen architektonischen Gesamtensemble, das die Kirche, den alten Friedhof und das Pfarrhaus mit Garten umfasst. Letzteres war Wohn- und Wirkstätte gleich zweier berühmter Schweizer Schriftsteller, Paul Haller und Hermann Burger gewesen.

Die Nüsperlinde auf dem Kirchberg mit dem Denkmal für Oberst Samuel Schwarz

Teil des Ganzen mit imposantem Ausblick auf die Aarelandschaft und auf umliegende Hügel wie den Staufberg und Schloss Lenzburg ist auch die berühmte Nüsperlinde: Ihr Name verweist auf einen ehemaligen Pfarrherrn Nüsperli auf dem Kirchberg, dessen eine Tochter, Nanny, die Ehefrau des aus Magdeburg stammenden Aargauer Staatsmannes, Schriftstellers und Volkspädagogen Heinrich Zschokke wurde. Auch Hermann Burger hat diese Linde geliebt und ihr im Gedichtband «Kirchberger Idyllen» ein Gedicht gewidmet:

Unter dem schützenden Dach der Lindenblätter geniesst man
Frei den herrlichsten Blick: Ölgrün spiegelt der Fluss
Aaretalabwärts die silberbekrönten Auwälder bis Wildegg, Staufberger Hügel und Schloss Lenzburg im bläulichen Dunst.
(aus dem Gedicht «Nüsperli-Linde»)

Das Denkmal von Oberst Samuel Schwarz neben der Nüsperlinde

Offensichtlich weit weniger schätzte Burger das neben der Nüsperlinde gelegene Denkmal für Oberst Samuel Schwarz (1814–1868):

Markig die Bismarck-Büste in nachgedunkelter Bronze,
Blickt geradeaus, trutzig gefaltet die Stirn.
Diagonal gekreuzt auf dem Sockel das römische Kurzschwert
Und der antike Helm, Nase gegen den Chor.
Schwarz der Kübel, die Plastik, der Name, der Ehrenbezirk; es
Kommt der Häuptling nicht auf gegen den Ausblick ins Land.
Wohl unter Linden, wo wir uns finden des Abends, Herr Oberst;
Eidgenössisch - egal, grusslos spazier ich vorbei.

(aus dem Gedicht «Eidgenössischer Oberst» im Gedichtband «Kirchberger Idyllen»)

Eindrucksvoll ist auch das klassizistische Pfarrhaus aus dem Jahr 1844. 1843 erstellte der luzernische Bauinspektor Pfyffer die Pläne für ein neues Pfarrhaus, der Kirchberg unterstand zu dieser Zeit immer noch dem Chorherrenstift Beromünster, der auch als Bauherr amtete. Der zweistöckige Giebelbau unter Satteldach wurde 1843 begonnen und 1844 vollendet. Auch hier kam es immer wieder zu – allerdings bescheidenen – Renovationsarbeiten wie etwa die Einrichtung von elektrischem Licht (1909), eines Telefonanschlusses (1911) oder einer Hausglocke (1919). 1926 wurde der stattliche Pfarrhausgarten, «der schon seit Jahren eine Wildnis ist» neu angelegt.

Der verwunschene Pfarrhausgarten auf dem Kirchberg

Das Pfarrhaus wurde 1983/84 umfassend renoviert.

Der alte Friedhof hinter der Kirche auf dem Kirchberg

Der alte Friedhof um die Kirche – ein Kirchhof im klassischen Sinn – ist möglicherweise der älteste Teil der Gesamtanlage, wurden anlässlich der umfassenden Renovation von 1956/57 unter dem westseitigen Fundament Knochenfunde gemacht. Auf dem Friedhof wurde die Bevölkerung von Küttigen und Biberstein beigesetzt, Pfarrherren, Geistliche und hochgestellte weltliche Persönlichkeiten hingegen im Chor und Schiff der Kirche, worauf eine Reihe von erhalten gebliebenen Grabplatten verweisen. Infolge der wachsenden Bevölkerung musste der Friedhof mehrmals erweitert werden, dies nicht immer ganz freiwillig: 1888 etwa wurde eine solche Erweiterung vom Bezirksamt Aarau verfügt.

Ein weiteres Problem ergab sich daraus, dass das Terrain des alten Friedhofs an sich schlecht geeignet, da sehr lehmig ist, dies zeigt sich auch aus einem Dokument der Kirchgemeinde aus dem Jahre 1887:

«Wenn gegenwärtig jemand einen lieben Todten zur letzten Ruhestätte begleitet, so muss er gewöhnlich mit ansehen, wie aus dem Grabe noch kaum halbverweste Gebeine ausgeworfen werden sind und dass somit immer in ein Grab zwei Leichen zu liegen kommen. Es ist darum höchst notwendig, dass der Kirchhof nun etwas erweitert werde.» Später gelegte Sickerleitungen vermochten dem Umstand nur wenig abzuhelfen.

Es versteht sich von selbst, dass ein so abgründig-melancholischer Schriftsteller wie Hermann Burger sich gerade vom Kirchberger Friedhof, auf den er von seinem Arbeitszimmer im Dachgeschoss des Pfarrhauses blicken konnte, sehr angezogen fühlte und auffällig viele Gedichte «Kirchberger Idyllen» den Friedhof und namentlich den damaligen Friedhofgärtner immer wieder thematisieren.

Die goldene Stele von Ruth Maria Obrist (2000) vor der Mauer des neuen Friedhofs auf dem Kirchberg

Von 1978 bis 1980 wurde der Friedhof mit Urnenhain und Gemeinschaftsgrab in der näheren Umgebung von Kirchen und altem Friedhof erweitert. In einer nächsten Etappe (1998–2000) löste man den Friedhof aus dem bestehenden architektonischen Gesamtensemble. Vier rechteckige, terrassierte Gräberfelder wurden an der östlichen Kirchbergstrasse erstellt. Eine weithin sichtbare, hohe, goldene Stele der Aargauer Künstlerin Ruth Maria Obrist (1955) vor der Friedhofsmauer verleiht dem Ort eine ganz besondere Prägung.

Das Pfarrhaus, im Hintergrund die Kirche