Wie ein Henkel einer alten Glocke beinahe im Abfall gelandet wäre...

Als Fredi Portner im Frühling 2016 seine neue Stelle als Sigrist der Kirche Zurzach antrat, war eine seiner ersten Aktionen, den Keller der «Arche» neben dem Kirchgemeindehaus gründlich aufzuräumen. Dabei fiel ihm ein kleines Metallteil in die Hand, dessen Sinn sich ihm nicht erschliessen wollte, worauf er es fortwarf. Etwas später hatte er aber das Gefühl, dass das Objekt vielleicht doch nicht irgendein beliebiges Stück Altmetall sein könnte. Insbesondere gab ihm das kleine Köpfchen daran zu denken, worauf der es wieder aus dem Abfall fischte und beiseite legte.

Die kleinste Glocke aus dem ursprünglichen Geläut, seit 2017 an ihrem neuen Platz rechts des Eingangsportals der Kirche

Im Frühling 2017, anlässlich der Vorbereitungen für das 300-Jahrjubiläum der Kirche, wurde beschlossen, die kleinste Glocke aus dem ursprünglichen Geläut, die 1975 ausgesondert worden war, neu auf einem Betonsockel vor der Kirche aufzustellen. Dabei fiel auf, dass an der Krone der Glocke einer der sechs Henkel fehlte – und siehe da: Dies war das rätselhafte Metallobjekt mit dem Köpfchen, das beinahe im Abfall gelandet wäre und das dank dem nachträglichen Stutzigwerden und der Umsicht des Sigristen doch gerettet wurde und schliesslich wieder an einen ursprünglichen Platz kam!

Der beinahe im Abfall gelandete und nun wieder an seinem ursprünglichen Ort angebrachte Henkel ist vorne rechts zu sehen

Es lohnt sich, diese Glocke genauer zu betrachten. So finden sich auf ihr zwei Inschriften: die des Stifters, Johannes Stapfer, Statthalter, und diejenige des Glockengiessers in Zürich, Johannes Füssli: «JOHANNES FVSSLI GOSS MICH ZV ZVRICH 1717»

Inschrift von Stifter und Giessmeister
Foto Barbara Tobler

Die Umschrift lautet: «TVRRIS FORTISSIMA NOMEN DOMINI» («Der Name des Herrn ist der stärkste Turm»), ein Text, der auch auf anderen Glocken bezeugt ist. Das Händchen mit dem hinweisenden Zeigefinder weist genau daraufhin.

Umschrift der Glocke, darunter ein Girlandenband
Foto Barbara Tobler

Ein wunderschönes Detail innerhalb der Umschrift: eine hinweisende linke Hand mit prunkvoller Manschette, die auf die Umschrift der Glocke hinweist: «TVRRIS FORTISSIMA NOMEN DOMINI»