Die Baukommission als «militärischer Apparat»

In der Einweihungsschrift berichtet der Präsident der Baukommission, Dr. P. Wild mit einer Prise Sarkasmus über das Verantwortungsbewusstsein seiner Aufgabe und über die Zusammensetzung des Gremiums, das er ironisierend mit einem militärischen Apparat vergleicht:

«Wem, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, ein Amt als Baukommissär zugewiesen wird, der fühlt sich geehrt und bedrückt zugleich. Ein gelinder Hochmut versucht das Haupt in seinem Herzen zu erheben und seine Bescheidenheit – so vorhanden – zu benagen und zu gefährden. [...] Kaum dass sich Rauch und Flammen des ersten Schwunges etwas gesittigt haben, wird er sich der Bedrückung und des Joches der Verantwortung bewusst, das er nun so oder so zu tragen hat. Er zieht sich zurück in denkförderliche Einsamkeit, erforscht sein Gewissen und sein geistiges Arsenal nach Mitteln und Wegen, den ihm überbundenen Auftrag gut oder doch befriedigend zu erfüllen. Es wird ihm bange angesichts der Notwendigkeit, sich und der Allgemeinheit einst Rechenschaft abzulegen über sein Tun. Wankend geworden in seiner Zuversicht sieht er sich um nach verlässlicher Schützenhilfe, nach Vor- und Mitstreitern, nach festem Fusspunkt:

Der General – Architekt Ernst Nägeli: Seines Zeichens Optimist; dynamisch und sehr wendig. Verwegen, bei aller Verwegenheit aber vorsichtig und besonnen; scharf Ausschau haltend nach ungehörigem Handstreich des Gegners und ihn zum Voraus berechnend und parierend; die diplomatischen Beziehungen nach allen denkbaren Himmelsrichtungen bestens eingefädelt und geölt; Spionage und Gegenspionage zum Feind (Unternehmer, Handwerker) auf vollen Touren; ein väterliches Herz für den Gemeinen und dessen Widerwillen gegen Blutvergiessen und andere unbekömmliche Strapazen.

Der Adjutant – Pfarrer Theo Kull: Jugendlicher Mut und Übermut; erpicht auf Husarenstreiche (da sowieso beritten); begierig, mit wehender Fahne das Mögliche und notfalls auch das Unmögliche zu versuchen und zu überwinden.

Die Truppe – Die Baukommission: Im Ganzen friedlich gestimmt, dem Haudegentum eher abhold; klare Abneigung gegen längere Aktionen (Sitzungen); voll Vertrauens in die Führung und gewiss, dass die Oberen alles tun werden, ihr ungesunde und mühselige Beschwernis zu ersparen.

Der Generalstab – Die Kirchenpflege: Über diese fernen und erhabenen Sphären haben wir, die Gemeinen vom Gefreiten an abwärts, nichts in die Chronik zu melden ausser dem schuldigen Gehorsam; es sei denn die Anmerkung, dass wir alle noch am Leben sind. Respektvoll sind wir uns aber bewusst, dass dieses Gremium der Höchsten von solch banaler Nebensächlichkeit nur bestenfalls und gelegentlich Kenntnis zu nehmen die Musse haben wird.»