Die Glasmalereien

Es war der bekannte Zürcher Glasmaler Jakob Georg Röttinger (1862–1913), der in den Jahren 1903/04 mehrere Werke für die Kirche Othmarsingen schuf: acht Szenen in vier Chorfenstern links und rechts der Kanzel, ein grosses Rundfenster über dem seitlichen Eingang, zwei Szenen in den Fenstern links und rechts unter der Empore und schliesslich ein Halbfenster über dem Hauptportal.

Signatur und Jahreszahl der Glasmalereien von Jakob Georg Röttinger

Links und rechts des Kanzel finden sich je zwei neutestamentliche Szenen in den beiden Fenstern, eingerahmt von den monumentalen Wandfresken zu Hiob (Altes Testament, links) und zum Evangelisten Markus (Neues Testament, rechts).
Von links nach rechts stellen die Szenen der Glasmalerei links der Kanzel folgendes dar: der zwölfjährige Jesus im Tempel – Versuchung Jesu in der Wüste – Jesus und die Samaritanerin – «Lasset die Kinder zu mir kommen».

Erstes Chorfenster links: der zwölfjährige Jesus im Tempel und die Versuchung Jesu in der Wüste

Zweites Chorfenster links: Jesus und die Samaritanerin – «Lasset die Kinder zu mir kommen»

Rechts der Kanzel sind von links nach rechts folgende Szenen zu sehen: Jesus im Garten Gethsemane – Jesus vor Pilatus – Kreuzigung – Auferstehung.

Jesus im Garten Gethsemane – Jesus vor Pilatus

Fotos Barbara Tobler

Kreuzigung und Auferstehung

Auch in den beiden Fenstern unter der Empore hat der Künstler zwei Scheiben gestaltet. Sie stellen in allegorischer Form die Bibelverse «Unser Glaube ist der Sieg der / die Welt überwindet» (1. Joh 5,4) und «Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge / sondern mit der Tat und der Wahrheit» (1. Joh 3,18). Spiegelsymmetrisch sind in dieser Scheibe das Kantonswappen des Aargau und das (alte) Gemeindewappen von Othmarsingen eingelassen.

Allegorische Darstellungen aus dem Johannesevangelium mit Kantons- und Gemeindewappen

Die zweite Scheibe scheint auf den ersten Blick auf den ersten Blick eine alte Scheibe zu sein, stammt aber ebenfalls von Georg Röttinger (kleine Signatur von ineinander verschlungenem G und R plus «Zch.» rechts der Wortkartusche). Sie zeigt, dass der Künstler ohne weiteres imstande war, in historisierendem Stil zu gestalten! Die Scheibe zeigt links das Berner Wappen und die historisierende Jahrzahl 1675 in Kartusche, rechts das Wappen von Graffenried: In der Kartusche ist zu lesen: «Hr. Emanuel / Von Graffenried Herr / zu Corcelles, Und diser / Zeit Landvogt der Graff=/schafft Lentzburg, 1675». Emanuel von Graffenried (1636–1715) war derjenige, der den Bau der Kirche Othmaringen in Auftrag gegeben hat.

Historisierende Scheibe mit den Wappen von Bern und dem Wappen von Emanuel von Graffenried. Die markant gesetzte Jahreszahl entspricht nicht der Entstehungszeit der Scheibe

– diese ist das Jahr 1904!

Über dem seitlichen Eingangsportal findet sich ein markantes Rundfenster, das Jakob Georg Röttinger mit einer Dreiköngigsszene gestaltet hat. In der Mitte thront Maria mit dem Kind, umgeben von Josef, den drei Königen mit Gefolge, die dem kleinen Kind huldigen.

Sandsteinrelief und Rundfenster mit einer Dreikönigsdarstellung über dem südlichen Eingangsportal: Auf der Aussenseite ist die Sonnenuhr in das Rundfenster integriert.

Eine ganz besondere Glasmalerei findet sich auch über dem Eingangsportal der Kirche: ein segnender Christus im Halbrund, die Hände mit den Stigmata erhoben. Wie die anderen Glasmalereien ist auch diese Darstellung im historisierenden nazarenischen Stil der Jahrhundertwende gestaltet. Interessanterweise ist die Darstellung auch auf ihrer Rückseite (an der Aussenseite der Kirche im Rund des Portals sehr gut erkennbar).

Der segnende Christus über dem Eingangsportal der Kirche

Das Rundfenster von Jakob Georg Röttinger aus dem Jahre 1904 mit einer Dreikönigsszene