Von einem strengen Sigristen, einem polarisierenden Pfarrer und langen Sitzungsabenden

In der Kirche war das Fotografieren streng verboten. Dennoch wollte jemand am Ende eines Traugottesdienstes von der Eingangstür aus ein Foto des Brautpaars knipsen. Aber der strenge Sigrist namens Hirt hatte es gleich bemerkt und gab ihm einen Schubs, so dass er hinfiel und auf dem Foto schliesslich nur der Teppich zu sehen war.
Quelle: erzählt von Jakob Rudolf, Tägerig

Seiner Strenge wegen war der Sigrist Hirt gerade bei den Kindern gar nicht beliebt. Wie viele andere rief ihm einst ein Bub einen Spottvers oder ein Schimpfwort nach, aber der Sigrist hatte genau gesehen, wer es gewesen war. Bei nächster Gelegenheit fing er den Vater des Jungen ab und berichtete davon, worauf der Vater vom Sohnemann verlangte, er müsse sich beim Sigristen entschuldigen. Widerwillig marschierte der Bub zum Haus des Sigristen. Jener hörte sich die herausgedruckste Entschuldigung an und meinte dann: «Also gut. Und da hast du noch 50 Rappen.» Diese grosszügige Geste machte dem Jungen grossen Eindruck, und er hatte seither keine Probleme mehr mit dem Sigristen.
Quelle: Heinz Gauch, Mellingen

Pfarrer Schäfer fühlte sich am wohlsten unter jungen Leuten. Er gründete eine Jugendgruppe, die sich der Bewegung «Junge Kirche» anschloss. Die wöchentlichen Treffen und die vielen Unternehmungen waren der Höhepunkt der Woche in einer Zeit, als sonst kaum Unterhaltung geboten wurde. Diese Gruppe leitete auch die Weihnachtsfeier für die Senioren. Von den Erwachsenen wurde Pfarrer Schäfer allerdings nicht immer geschätzt: Seine Predigten beispielsweise dauerten alleine 45 Minuten…
Quelle: Jakob und Ida Rudolf, Tägerig

Die ersten weiblichen Kirchenpflegerinnen der reformierten Kirchgemeinde Mellingen waren Heidi Brändli aus Mellingen und Bertha Keller aus Stetten. Weil Bertha Keller zu Anfang ihrer Amtszeit noch nicht Auto fahren konnte, wurde sie jeweils von ihrem Mann von Stetten nach Mellingen zur Kirchenpflegesitzung gefahren. Um sich die Zeit während der Sitzung zu vertreiben, ging er ins Restaurant «Linde» zum Jassen. Wenn die «Linde» dann kurz vor Mitternacht geschlossen wurde und er zum Pfarrhaus ging, war die Sitzung manchmal immer noch nicht fertig, und er musste noch eine gute Zeit im Auto warten, bis er seine Frau endlich wieder nach Hause bringen konnte.
Quelle: Bertha Keller, Stetten

Pfarrer Jakob Heiz, der Pfarrer aus Othmarsingen, der die Reformierte Gemeinde in Mellingen betreute und dafür sorgte, dass eine Kirche gebaut werden konnte, war gross gewachsen und hatte einen längeren Bart. Mit seinem würdigen Auftreten lag es nahe, dass man als Kind meinen konnte, er sei selber der liebe Gott.
Quelle: Anna Nüssli, Mellingen