Vom Krachen und Zischen in einer Sturmnacht

Wie baufällig das alte Kirchlein vor seinem Abriss war, geht aus dem bemerkenswerten Umstand hervor, dass aufgrund des undichten Daches das Regenwasser direkt in den Taufstein floss. Vom schlechten Zustand berichtet ausserdem eine Episode, die sich sozusagen in der Zeit der letzten Atemzüge des alten Gebäudes ereignete und die vom katholischen Pfarrer Moritz Hort – leider ohne genauere zeitliche Angaben – so festgehalten wurde:

«In einer Sturmnacht hörten einige unterhalb der Kirche wohnende, wegen einem Stallereignis noch wache Nachbarn ein Krachen und Zischen in der Gegend der Kirche und vermuteten irgend etwas Ausserordentliches. Da auch das neben der Kirche stehende reformierte Pfarrhaus momentan leer stand, trauten sie der ganzen Geschichte nicht recht. Mit Pistolen, einem langen Schwert aus der Franzosenzeit, Prügel und Mistgabel bewaffnet, machten sie sich auf zu einem Streifzug, um die Übeltäter zu erwischen. Im Lichte einer Sturmlaterne suchte dieses Expeditionskorps die Stelle des Ereignisses. Wie staunten sie aber, als sie nichts anderes fanden, als die Balken und Bretter des morschen Vorderdaches der Kirche, das dem Winde nicht mehr standgehalten. Ein Teilnehmer dieser mutigen Gebenstorfer hat dann die Sache erzählt. Für den Spott, Glossen und Karikaturen mussten diese Männer nicht sorgen. Ein Zeitungsartikel, der nachher seinen Weg in viele Schweizer Zeitungen fand und dieses Ereignis gebührlich schilderte, schloss mit den Worten: «Baut endlich dem Herrn und Schöpfer aller Dinge ein Gotteshaus, das die Gemeinde ehrt, der schönen Gegend wohl ansteht. Es geschehe».

aus: Die Pfarrkirchen in Gebenstorf. Eine Chronik (hrsg. Von der reformierten Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi), 1990, S. 9f.