Der Kampf um den Standort der Kirchen

Der tiefschürfende Zwist um den Standort der Kirche ist sympatomatisch dafür, dass gerade wachsende Landgemeinden nicht von Streitigkeiten verschont bleiben, wenn Interessenskonflikte herrschen. Die Sozialdiakonin Andrea Kwiring-Suter hat sich in ihrer 2012 verfassten Diplomarbeit «Segen und Fluch in der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Beinwil» eigens den vielfach bezeugten Meinungsverschiedenheiten und Anfeindungen gewidmet. Wir heben hier nochmals etwas ausführlicher die Streitereien um den Standort der Kirche hervor, wie sie in Karl Gautschis Ortsgeschichte (1985, S. 215–216) dargestellt sind:

«Am 4. April 1933 sprach sich die Baukommission mit 6:3 Stimmen für den unteren Platz aus. Der Mehrheit gehörten auch der Gemeindepfarrer und die beiden Kunstmaler an. Auf den 11. Mai 1933 wurde die Bevölkerung zu einer Orientierungsversammlung eingeladen. Schon Wochen vorher hatte sich aber im Dorf eine Bewegung zu regen begonnen, die von ihren Gegnern «Der Untergrund» oder «Die Dunkelmänner» genannt wurde. Die Gruppe war entschlossen, für einen Kirchenbau am ursprünglich vorgesehenen, geschenkten Platz zu kämpfen. Den neuen Bauplatz empfand man als Zwängerei der «Herren in der Vorstadt». Der Bewegung gehörten unter anderem Grossrat Cäsar Hintermann vom «Rütli», Landwirt und ‹Seetal›-Wirt Rudolf Bösiger, Apotheker Hans Hofstetter und mit Gemeindeammann Max Eichenberger und Sattlermeister Rudolf Weber sogar zwei Mitglieder der Kirchenbaukommission an. Da die Anhänger eines Baus auf dem oberen Platz behaupteten, eine Kirche auf dem unteren Platz würde durch Gehölz verdeckt, kauften die ‹Dunkelmänner› dieses Hölzchen, um es notfalls roden zu können. Mit Flugblättern kämpften beide Parteien um jede Stimme. Die Atmosphäre im Dorf war gespannt. Man grüsste sich zum Teil nicht mehr. Da zeigte die Abstimmung anlässlich der Kirchgemeindeversammlung vom 13. Mai 1933 ein überraschend deutliches Resultat. Die Stimmberechtigten entschieden sich mit 264:148 Stimmen für den Platz beim Friedhof. Nun kam es in der Baukommission zu Rücktritten. Diese stellte für die Kirchgemeindeversammlung vom 25. August 1933 einen Wiedererwägungsantrag. Doch erneut sprachen sich die Gemeindemitglieder für den ursprünglich vorgesehenen Platz aus, diesmal mit 259:175 Stimmen».