Die Kirche Wohlen

Zwischen protestantischer Schlichtheit und Expressionismus
Die Kirche Wohlen entstand in einer Zeit, als sich die Architekturentwicklung in einem seltenen Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Schlichtheit und expressionistischer Gebärdensprache befand. Allen Strömungen gegenüber offen oder möglicherweise auch etwas unschlüssig, vereinte der Zürcher Architekt Emil Schäfer diese Tendenzen an der Kirche Wohlen miteinander. 1925/26 errichtet, jedoch bereits 1917 entworfen, zeichnet sie sich als überaus eigenständiges Bauwerk mit originellem Turm und einem Kirchenschiff von strenger Schlichtheit aus. Erinnern die Eckgliederungen aus Haustein und der Turm mit seinen Dreiecksgiebeln traditionsverbunden an Renaissance- und Klassizismusformen, so weist die scharfkantige Schlichtheit der Längsseiten mit ihren hohen Rechteckfenstern eher in die Zukunft. Im heute umgebauten Innenraum fand sich zudem ein beachtlicher, dem Expressionismus nahestehender Gestaltungskanon mit zahlreichen spitzen und sternförmigen Ornamenten, wie sie im Schweizer Kirchenbau selten sind.

Verfasst von Matthias Walter
Fotos von Roger Wehrli

Die Kirche Wohlen von der Strasse her gesehen