Die Glasmalereien

Die einzige Glasmalerei in der Kirche Remigen ist im kleinen spitzbogenartigen Ostfenster zu finden. Sie stammt aus dem Jahr 1958 und wurde vom Künstler Willy Kaufmann (1920–1978) aus Rümikon hergestellt.

Das Ostfenster mit der Glasmalerei von Willy Kaufmann zur Verleugnung Petri nach Matthäus 26,69-75

Die Glasmalerei zeigt in der linken Lanzette Petrus in einem roten Kleid mit einem Schlüssel in der Hand, wie er auf einen krähenden Hahn in der rechten Lanzette schaut. Der Hintergrund ist grün. Zudem sind Strahlen sichtbar, die vom Feld in der Spitze des Fensters ausgehen. Dort ist ein roter Punkt zu sehen, aus welchem die Sonne und der Mond heraustreten. Dieser symbolisiert wahrscheinlich Gott (der zu Beginn der Schöpfung Licht und Dunkelheit schafft).

Die hier dargestellte Szene ist die Verleugnung des Petrus (Matthäus 26,69-75). Petrus steht im Hof des Hauses des Hohen Priesters, wo Jesus Christus gerade verhört wird. Eine Magd tritt zu Petrus und meint, dass auch er ein Jünger Jesu sei. Petrus verleugnet dies dreimal ehe der Hahn kräht. Als er das Tier hört, erinnert er sich, dass Jesus ihm das alles vorausgesagt hat (Matthäus 26,30-35), geht weg und weint.

Das Bild hat neben der narrativen auch eine theologische Ebene. Die Tatsache, dass Petrus im Moment der Verleugnung mit einem Schlüssel gezeigt wird, weist auf ein eigentliches Paradox hin. Petrus bekennt in Matthäus 16,13-20 als erster, dass Jesus der Christus ist. Jesus verspricht ihm darauf, dass er ihm die Schlüssel zum Himmelreich geben wird, und bezeichnet ihn als Felsen, auf den er seine Kirche bauen wird, die nicht von den Toren des Totenreiches überwunden werden wird. Gerade der erste bekennende Christ, gerade der Träger des Himmelsschlüssels, gerade der Felsen der Kirche ist es, der auf dem Bild denjenigen, der ihm dies alles verheissen hat, verleugnet. Dies zeigt die Situation des nachösterlichen Christen. Dieser ist ein von Gott abgefallener Sünder, der in Jesus Christus zum Glauben berufen wird und das Heil geschenkt bekommt. Er sieht die Welt nun mit neuen Augen und legt im Denken und Handeln Zeugnis ab von seinem Herrn. Er bleibt jedoch auch als in Jesus Christus Erwählter ein Sünder, der immer wieder Fehler macht und gegen Gott handelt. Dieser hat ihn jedoch in Jesus Christus, der für ihn gelitten hat, ein für alle Mal erwählt und vergibt ihm seine Schuld, obwohl er dies nicht verdient hat.

Dass gerade Petrus in dieser Kirche dargestellt wird, hat auch historische Gründe. Die Kirche wurde nach ihrer Errichtung dem Apostel Petrus geweiht. Zudem existierte lange ein Freskenzyklus an der Südwand, der die Biografie Petri nach der «Legenda Aurea» darstellte, einer Sammlung von Heiligenlegenden aus dem 13. Jahrhundert. Davon ist heute nur noch ein Bild erhalten. Diese Fresken stellten Petrus aber eher als Glaubenshelden dar, der das Christentum gegen Magier und heidnische Herrscher verteidigt. Dies entspricht der katholischen Auffassung, wonach Petrus der erste Papst und Anführer der Kirche ist. Die Glasmalerei stellt dem katholischen Helden-Petrus, den sündhaften, aber dennoch erwählten Petrus entgegen, der nicht durch eigene Leistungen, sondern durch seinen Glauben an Jesus Christus gerecht ist.