Das Äussere

Die Kirche steht am östlichen Siedlungsrand des Ortes, unweit südlich des Schulhauses Oberfeld gegenüber dem Pfarrhaus, das bereits 1924 erbaut worden war. Die Grundstruktur und Organisation des Kirchenbaus ist eine interessante Verknüpfung zwischen traditionellen Kirchenbauschemen und praktisch-moderner Entwurfsstrategie, wie sie für den erfolgreichen, betagten, aber die neuesten Entwicklungen wohlschätzenden Architekten Indermühle bezeichnend war: Der rechteckige Hauptbaukörper aus verputztem Backstein und Beton mit flachem Walmdach und die beiden niedrigeren Seitenschiffe erinnern an das altbekannte System der längsgerichteten, dreischiffigen Basilika; der Turm tritt an der östlichen Eingangsflanke markant in Erscheinung und besteht aus einem hohen, sich leicht verjüngenden Schaft und einem Spitzhelm. Im Prinzip ist das alles recht «normal», doch bei näherer Betrachtung erweist sich das System im modernen Sinn dem praktischen Gebrauch angepasst: Die Gewohnheit des Eingangs an der einen Schmalseite beispielsweise wird unterwandert, stattdessen breitet sich entlang der Längsseite der Kirche ein moderner Portikus mit sechs Stützpfeilern aus, der mit seinen drei Türen eine Vorhalle zu einem breiten Portalbereich bildet.

Ansicht auf Kirche mit Turm und Vorhallengang

Die drei Türen führen denn auch seitlich und durch das «Seitenschiff» in den Kirchenraum, sind aber durch die Anordnung der zweimal dreiteiligen Sitzbänke sehr wohl auf die Innendisposition abgestimmt. An den Gebäudeecken der gegenüberliegenden Längsseite waren zwei weitere Eingänge angelegt; das Erdgeschoss der Schmalseite aber nimmt ein kleiner Saal ein, über dem sich die Empore ausbreitet. Unauffällig in die kubische Volumetrie einbezogen sind neben dem Chor auch ein kleines Sitzungszimmer und das Pfarrzimmer (Sakristei), deren Kirchentür sogleich zur Kanzel führt.

Eine der drei Türen im Portalbereich der Längsseite

Die scheinbare Simplizität der äusseren Baugruppierung wird also durch mehrere, künstlerisch reife Entwurfsgedanken wettgemacht: Die elegante Eingangsvorhalle mit vorgelagerter Freitreppe und Bepflanzung auf dem Vorplatz schafft einen Aussenraum von schützender und zugleich feierlicher Wirkung. Die verschiedenen Baukörper sind voneinander abgesetzt, greifen aber zugleich ineinander und werden gut proportioniert miteinander verklammert. Trotz dem Bekenntnis zur Architekturmoderne mit der angestrebten Klarheit, den Flachdächern, Rechteckfenstern und ungegliederten Flächen wird auch der Bogen nicht gescheut und als gemeinhin «sakral» aufgefasstes Motiv häufig eingesetzt. Die Fenster sind ungerahmt und wirken wie aus dem Baukörper herausgeschnitten, insbesondere sind sie entgegen der Gewohnheit überaus schlank proportioniert, am Glockengeschoss des Turmes und über dem Chor überdies besonders eng zusammengerückt. Diese expressionistischen Steigerungen des Gewohnten sind es, die dem Bau Leben und Unverwechselbarkeit verleihen, und sie finden ihren Höhepunkt im überaus schlanken, aus Eisen konstruierten Turmhelm, dessen geradezu stilettartige Gestalt erst auf den zweiten Blick die Übereckstellung der Spitze erkennen lässt. Wie Pfarrer Walter Koprio bereits kurz nach Bauvollendung berichtete, wurde der Turm deshalb im Volksmund als Zahnstocher bezeichnet.

Der sehr schlanke Kirchturm mit den Glocken im Innern

Mit diesen stilistischen Eigenschaften erweist sich der Kirchenbau in Oftringen als eine bemerkenswerte, gut schweizerische Synthese von Heimatstil, Expressionismus und Moderne. Es handelt sich nicht um die einzige Kirche dieser Art in der Schweiz: Karl Indermühle selber hatte 1932 für die reformierte Kirche in Derendingen SO einen ganz ähnlichen Turm errichtet, und das Architektenteam Otto Schäfer und Martin Risch aus Chur erbaute 1931/32 die reformierte Kirche in Buchs SG, die durch ihre Baukörpergruppierung und einen Turm mit Stilettspitze besonders besticht. Auch in der Romandie entstanden in dieser Zeit etwa im freiburgischen Mézières oder in Bussy bei Estavayer vergleichbare Kirchtürme.

Der Oftringer Kirchturm ist mit einem Kreuz bekrönt. Dies widerspricht der landläufigen Meinung, reformierte Kirchtürme hätten einen Hahn und katholische ein Kreuz. Tatsächlich sind diese Motive nicht an Konfessionen gebunden. Ebenso wie man zahlreiche katholische Kirchtürme mit einem Hahn kennt, so ist auch Oftringen mit dem Kreuz keine Ausnahme unter den reformierten Kirchen. Pfarrer Walter Koprio gab dazu anlässlich der Einweihung eine Erklärung: «Wir wissen, was jenes Kreuz bedeutet. Es hat sich jemand für uns geopfert, dass wir nicht verloren gehen. [...] Viele von uns hätten auf der Turmspitze lieber einen Hahn gesehen. Auch dieses Zeichen wäre vortrefflich, denn es würde uns immer an jene Geschichte von Petrus erinnern, der den Heiland verleugnet hat. Ein Hahn auf unserer Turmspitze würde unsere Gemeinde stets mahnen: Wachet und verratet nicht euren Herrn Christus, sondern haltet ihm jeden Tag die Treue! Diese Mahnung haben wir immer nötig. Aber ich bin so dankbar, dass wir das Kreuz gewählt haben. Judas Ischariot und Petrus, sie haben beide den Herrn verraten. Der eine hat sich das Leben genommen, weil er sich nicht unter das Kreuz stellte, Petrus hingegen wusste von dem Geheimnis des Kreuzes, darum konnte er weiter leben und aus tiefer Dankbarkeit heraus für seinen Herrn arbeiten, leiden und sterben. Gott sei Dank, dass über unserem Dorf das Kreuz aufgerichtet ist».

Das Relief von Armin Willi mit dem Motiv des Menschenfischens (1965)

Das Äussere der Kirche wurde abgesehen von der Renovation um 1989/90 nur wenig verändert. Eine jüngere Zutat ist einzig das an der Ostflanke der Kirche angebrachte Relief von Armin Willi von 1965 mit einer Inschrift, die an die missionarische Verpflichtung der Christen erinnern sollte: «VON NUN AN WERDET IHR MENSCHEN FISCHEN».