Die Kirche Oftringen
Die Kirche Oftringen entstand in den Jahren 1933/34, zu einer Zeit also, als fortschrittliche Gebäude bereits die völlig neuartige Flachdachmoderne verkörperten. In den Städten waren zu diesem Zeitpunkt auch bereits Sakralbauten dieser Stilrichtung des «Neuen Bauens» errichtet worden, doch der erfahrene Kirchenarchitekt Karl Indermühle näherte sich mit seinem Entwurf für die Kirche Oftringen dem neuen Stil mit Bedacht. Zum einen war die konsequente Moderne für traditionelle Bauaufgaben wie den Kirchenbau noch umstritten, zum andern wollte die Gemeinde nicht zuletzt zur Auszeichnung ihres Dorfbildes ein Gebäude, das wie eine Kirche im traditionellen Sinn ausschaut. Der Architekt und ebenso die durch bedeutende Persönlichkeiten besetzte Wettbewerbsjury berücksichtigten dieses Bedürfnis: Ohne der Bevölkerung einen anbiedernd-altväterischen Bau hinzustellen, suchte man bewusst eine Synthese zwischen traditioneller, kirchlicher Architektur, deren Dynamisierung durch expressive Formulierungen sowie deren formal stringente Simplizität, die sich durch schlichte Klarheit und Flachdächer auszeichnet. Die Kirche ist am Siedlungsrand situiert und beherrscht mit ihrem nadelspitzen Turm die Umgebung, wenngleich das Hochhaus des Einkaufszentrums Tychboden seit seinem Bestehen die Dominanz überdeutlich an sich gerissen hat. Dennoch besticht dieses letzte vom berühmten Berner Architekten und Münsterbaumeisters Karl Indermühle geplante Bauwerk – der Architekt verstarb wenige Wochen nach dem Erhalt des 1. Wettbewerbspreises – durch seine architektonische Eleganz und die gut erhaltene Ausstattung.
Verfasst von Matthias Walter
Fotos von Markus Hässig