Die Kirche Muri
Zurückhaltende, aber eindrucksvoll und zugleich anheimelnd inszenierte Architektur
Schlichte Baukörper, einheitlich helle Wände und der Werkstoff Holz prägen die Anlage der reformierten Diasporakirche in der Freiamter Gemeinde Muri, die durch ihre ehemalige Klosterkirche schweizweit bekannt ist. Die 1954/55 vom Berner Architekturbüro Dubach & Gloor erbaute reformierte Kirche und ihre unmittelbare Umgebung zeigen sehr gut auf, dass gute Architektur nicht zwingend Grösse, Prunk oder Schmuck eines Bauwerks voraussetzt, sondern dass die Aufgabe der Baukunst auch darin besteht, adäquate «Räume» zum Aufenthalt der Menschen zu schaffen. Die Kirche Muri beweist, wie wertvoll in ihrer gesellschaftlichen Funktion selbst unscheinbare Raumelemente wie ein verglaster Durchgang werden können oder wie in kleiner Brunnen und ein Mäuerchen den Aufenthalt angenehmer machen. Gerade in den Fünfzigerjahren wurden diese sozialen Qualitäten sehr gut erkannt und kompensierten gleichsam die bisweilen sparsamen Mittel, die für die direkte Erscheinung der Architektur selber eingesetzt werden konnten – obgleich es schon damals auch Leute gab, die am Bauwerk die gewohnte, «sakrale Würde» etwas vermissten.
Verfasst von Matthias Walter
Fotos von Markus Hässig