Die Glasmalereien

Bereits im Vorgängerbau der heutigen Kirche dürften sich farbige Glasmalereien befunden haben. Einen ersten Hinweis geben die Stadtrechnungen von Zofingen aus dem Jahr 1505, wo eine für 12 Pfund beim Berner Glasmaler Lukas Schwarz in Auftrag gegebene Figurenscheibe des Hl. Mauritius zugunsten der Kölliker Kirche erwähnt ist. Seit der Renovation von 1865/67 sind alle alten Glasgemälde verschollen. Wie viele es waren und was sie darstellten, ist nicht bekannt. Sie wurden – wie dies im 19. Jahrhundert in vielen Kirchen üblich war – ausgebaut, manchmal sogar gestohlen, und fielen meist in private Hände. Die 1881 vom Bernischen Historischen Museum anlässlich einer Auktion erworbene Mauritiusscheibe könnte eine der verschwundenen Kölliker Scheiben darstellen. Anlässlich der Renovation im Jahr 1920 stiftete der ortsansässige Fabrikant Max Matter (1869–1937) sechs neue Glasgemälde, die seither die gotischen Fenster im Chor der Kirche zieren.

«Siehe, ich bin bei euch alle Tage»

«Ihr werdet meine Zeugen sein»

Die sechs Glasgemälde sind, was die Texte und das Kompositionsprinzip betrifft, in Zweiergruppen zu unterteilen, die jeweils in einem der drei zentralen Chorfenster Platz finden. Über ihren Wert und die Bedeutung des Glaskünstlers schrieb H. Röthlisberger 1921 in einem Artikel: «Die Scheiben sind handwerklich und künstlerisch tüchtig durchgebildet im Sinn der besten Überlieferung aus den ersten Zeiten der Glasmalerei. Es freut uns, dass die Baubehörde … auf die herbe Ausdrucksform in den einzelnen Darstellungen eingegangen ist. Diese erscheint herb im Gegensatz zu der süßlich naturalistischen Illustrationsmanier, die in den letzten Jahren in den weitaus meisten neuen Kirchenfenstern Anwendung gefunden hat. Eine Kraft liegt in ihnen, still verhalten, die sich bloss dem offenbart, der im Ernst und mit innerer Anteilnahme mit ihnen sich beschäftigt. Die Predigtleute sind unvoreingenommen an diese Darstellungen herangetreten; die Kraft der Gebärde und der Farbe hat unmittelbar zu ihnen gesprochen, und heute möchten sie diesen Schmuck in ihrer Kirche nicht mehr missen. Uns freut diese Tatsache zu allermeist.»

«Dies ist mein lieber Sohn»

«Er ist wahrhaftig auferstanden»

Zum Künstler der Kölliker Glasgemälde: Carl Roesch

Carl Roesch kam 1884 in Diessenhofen zur Welt. Nach zwei abgebrochenen Lehren als Schreiner und Schlosser besuchte er das Technikum Winterthur (u.a. die Kunstgewerbeabteilung). Seine weitere Ausbildung absolvierte Carl Roesch in Karlsruhe und München. Im Jahr 1919 zog er zurück nach Diessenhofen. In seinem langen Leben schuf der begabte Künstler ein umfangreiches Werk in verschiedensten Techniken (neben Zeichnungen, Ölbildern, Aquarellen und Radierungen auch Mosaike und Glasmalereien). Bekannt wurde er vor allem durch Auftragsarbeiten für öffentliche Gebäude, wozu auch die Glasgemälde der Kölliker Kirche gehören. Carl Roesch starb 1979 im hohen Alter von 95 Jahren. Er zählt zweifellos zu den bedeutenden schweizerischen Kunstschaffenden der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie dies seine zeitlos eindrücklichen Kirchenfenster in Kölliken belegen.

«Fürwahr, er trug unsere Krankheit»

«Also hat Gott die Welt geliebt»