Die Glasmalereien
Die Kirche Birrwil verfügt über zwei alte Scheiben aus dem 17. Jahrhundert und über zwei Fenster des Zürcher Glaskünstlers Friedrich Berbig (1845–1923) von 1891.
Hans Wilhelm Wolf (1638–1710) gestaltete die Allianzwappenscheibe des Jakob Graviseth und der Salome von Erlach/Franziska zu Praroman (die beiden Ehefrauen des Jakob Graviseth). Diese Scheibe wurde 1640 anlässlich der damals abgeschlossenen Kirchenerneuerung vom Jakob Graviseth (1598–1658) gestiftet, der ab 1612/15 auf Schloss Liebegg residierte. 1689 kam Liebegg in den Besitz von Johann Friedrich II. von Breitenlandenberg und seiner Gemahlin Susanna von Hallwil, beide von altem Adel.
Foto © Hans Fischer
Nach dem Abbruch des Vorgängerbaus der Kirche Birrwil wurde die Scheibe von 1640 in der neuen Kirche wieder aufgestellt. Der Kirchenneubau von 1689 bewog den damaligen Inhaber der Kollatur für die Kirche Birrwil, den erwähnten Johann Friedrich II. von Breitenlandenberg (16??–1698), im gleichen Jahr ebenfalls zur Schenkung einer Scheibe: wiederum eine Allianzwappenscheibe für den Stifter und seine Ehefrau Susanna von Hallwil (1642–1726). Sie datiert von 1689 und stammt von Hans Balthasar Fisch (1608–1656).
Foto © Hans Fischer
Friedrich II. von Breitenlandenberg und seine Frau Susanna von Hallwil waren auch die Stifter der Kanzel und des Taufstein für die neu erbaute Kirche. Das Adelsgeschlecht der Breitenlandenberg stammt ursprünglich aus dem Zürcher Tösstal und war vor allem in der Ostschweiz beheimatet.
1881 wurden beide Wappenscheiben gestohlen, kamen aber kurze Zeit später in Basel wieder zum Vorschein und wurden nach Birrwil zurückgebracht, wo sie an ihren alten Standort, ins zentrale Chorfenster eingepasst wurden. Anlässlich der Renovation von 1925 wurde die Aussenverbleiung beider Scheiben erneuert; später wurde die Scheibe von 1689 nochmals restauriert.
Aufschlussreiches zu diesen beiden Fenstern findet sich in der Jubiläumsschrift «Birrwil 1185–1985» (Seite 62), das lakonisch feststellt: «Die farbigen Kirchenfenster von 1891 stehen bei den Kunstsachverständigen nicht hoch im Kurs; uns Birrwilern aber sind sie lieb geworden. Glasmaler Berbig hat Motive gewählt, die sehr gut zur Stuckdecke passen, weniger gut geraten sind die Bildnisse der Reformatoren Luther und Zwingli.»
Gestiftet wurden die beiden Berbig-Fenster der Schwiegersohn des Birrwiler Textilfabrikanten Rudolf Nussbaum-Bebié.
Neben den erwähnten Fenstern finden sich weitere Fenster von Friedrich Berbig im Schiff, die mit feinen Farbornamenten gestaltet sind und Elemente die Stuckdecke auch formal übernehmen.
Foto Barbara Tobler
Foto Barbara Tobler