Das Innere

Stilistisch völlig andersartig als man es vom neugotischen Aussenbau her erwarten würde, präsentierte sich der ursprüngliche Innenraum in einem klassizistischen Stil, wie er in den vorangehenden Jahrzehnten gewohnheitsmässig gepflegt worden war. Nur die Spitzbogenfenster mit ihrem Masswerk und der 1864 hinzugekommene vierfeldrige Orgelprospekt mit seinen beiden Wimpergen liessen die Gotik auch im Inneren anklingen. Der helle, weiträumige Innenraum basiert auf einem längsrechteckigen Grundriss und bestand aus einem breiten, flach gedeckten Mittelschiff, von dem sich beidseitig, durch fünf Pfeilerarkaden getrennt, zwei sehr schmale Seitenschiffe mit Emporen trennten. In einer recht freien stilistischen Anlehnung an die klassische Antike waren die Pfeiler mit sogenannten Kanneluren, also mehrfachen vertikalen Kehlen geschmückt und trugen gedrungene ionische Kapitelle. Sowohl die Wände als auch die Bogenzwickel bildeten zweidimensionale Flächen aus, die durch nachzeichnende Rahmungen, stuckierte Felder und Reliefs in Rondellen gegliedert wurden. Die gesamte Innenarchitektur klang unterhalb der Gipsdecke in einem Gebälk aus, das nach klassischer Tradition mit Zahnschnittfries und profilierten Gesimsen abschloss.

Blick auf die Empore und den Orgelprospekt

Die Renovation von 1939 hat den Innenraum stark purifziert. Die plastischen Gliederungen wurden entfernt und wichen schlichten weissen Wandflächen und kantigen Pfeilern, die mit der hölzernen Ausstattung des Täfers, der Emporenbrüstungen und einem mächtigen Kreuz im Chor farblich kontrastieren. Der Eingriff war tiefgreifend, aber zeittypisch: Zum einen stand die Architektur des Historismus zwischen 1900 und 1970 ohnehin arg in der Kritik und wurde nahezu bei jeder Gelegenheit beseitigt, zum andern wollte gerade die Moderne der 1930er Jahre eher Funktion und Struktur eines Bauwerks als dessen Dekoration hervorheben. Zudem suchte die traditionell im Holzbau versierte Schweiz gerade damals nach Konzepten, mit dem Werkstoff den Prämissen moderner Architektur zu begegnen – ein Versuch, der sich gerade durch den bald folgenden Zweiten Weltkrieg und die Jahre danach geradezu auszahlte, weil die insgesamt rohstoffarme Schweiz darauf angewiesen war, auch mit Holzarchitektur die Bauwirtschaft am Leben zu erhalten.

Erhalten geblieben ist das ursprüngliche Schema der Saalkirche, die durch hohe Pfeiler und seitliche Emporen geteilt wird. Der in Aarburg zur Anwendung gekommene Emporensaal mit Flachdecke und Rundapsis war damals aus Werken des bedeutenden Architekten Karl Friedrich Schinkel bekannt. Das System im weiteren Sinne geht in den protestantischen Kirchenbau der Barockzeit zurück und findet sich sowohl in französischen Hugenottentempeln wie auch noch heute erhaltenen Bauten wie der Berner Heiliggeistkirche oder der Dresdener Dreikönigskirche. Im Klassizismus des 19. Jahrhundert wurde bei Anwendung dieses Schemas zunehmend auf das Gewölbe verzichtet und dieses durch eine flache Decke ersetzt. Als eigenwilliges Element ist in Aarburg der Chor anzusprechen, der innen nur als kleine unbefensterte Apsis wirkt, am Aussenbau aber ohne Einzug in einen polygonalen Abschluss übergeht und noch die Sakristei aufnimmt.

Kanzel

Die heutige Kanzel wurde während der Renovation 1937 geschaffen. Sie enthält drei versenkte Flachreliefschnitzereien des Künstlers Hans von Matt, die in markigen figürlichen Gestalten den Guten Hirten, den verlorenen Sohn und den wiedergefundenen Groschen darstellen.

Fenster

Alle Glasmalereien von 1939 wurden von Eduard Renggli (1882–1939) aus Luzern ausgeführt. Das grosse spitzbogige Mittelfenster über dem Hauptportal ist eine Stiftung der Familie Grossmann und enthält Darstellungen des heiligen Georg und in der Mitte das Stadtwappen, flankiert von zwei Familienwappen. Im südlichen Treppenaufgang befindet sich eine Wappenscheibe mit historischem Stadtprospekt nach dem Entwurf von Fritz Heitz-Zimmerli, im nördlichen Aufgang eine Gedenkscheibe für Pfarrer Heinrich Welti-Kettiger nach dem Entwurf von Albert J. Welti.

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Kultgeräte

Abendmahlskelche von 1597, Abendmahls- und Taufkannen des 17. und 18. Jahrhunderts sowie ein Brotteller von 1756 sind erhalten und befinden sich heute im Aarburger Heimatmuseum.

Gemälde

Sechs kleinformatige Ölbilder mit biblischen Motiven wurden 1976 von Fritz Strebel geschaffen Sie beleben heute die ansonsten schmucklosen Arkadenpfeiler.

Pfeiler mit einem der Bilder von Fritz Strebel

Orgel

Für die neue Kirche konnte zunächst keine neue Orgel angeschafft werden. Man begnügte sich vorerst mit einer Leihgabe, die aber niemanden recht befriedigte. 1863 wurde schliesslich bei der Firma E. F. Walker in Ludwigsburg (Deutschland) ein Instrument erstanden, das in einem neugotischen Prospekt auf der Mittelempore aufgestellt wurde. Die heutige Orgel mit drei Manualen, Rückpositiv und 29 Registern ist das Werk von Neidhart & L’Hôte aus St-Martin (Kanton Neuenburg) von 1980.

Der Orgelprospekt in Aufsicht

Blick von der Empore ins Schiff und in den Chorraum