Die Kirche Seengen

Die reformierte Kirche von Seengen stellt ein beeindruckendes Beispiel für eine klassizistische Querkirche mit frontalem Haubenturm dar. Sie ist – abgesehen von ihrer Grösse – in Grundriss, Baukörper und Ausstattung eine nahezu identische Zwillingskirche des Kirchenbaus von Meisterschwanden. Beide Gotteshäuser gehen auf den gleichen Architekten zurück und sind fast gleichzeitig um 1820 errichtet worden.

Durch den Seenger Kirchenbau verschwand 1820/21 die weit ins Mittelalter zurückreichende ‹alte Kirche› von Seengen vollständig, da die neue Kirche auf die Überreste der alten zu stehen kam.

Die Pfarrei umfasste neben Seengen auch Meisterschwanden, Tennwil, Alliswil, Boniswil, Egliswil und Hallwil-Dorf. Im Reformationsjahr 1528 wurde zudem Fahrwangen der nun reformierten Pfarrei Seengen zugeteilt. Heute umfasst die Kirchgemeinde noch die Ortschaften Seengen, Boniswil, Hallwil und Egliswil, nachdem 1817 Meisterschwanden und Fahrwangen sowie 1901 Tennwil (ebenfalls zur Kirchgemeinde Meisterschwanden-Fahrwangen) ihre alte Pfarrei verlassen haben.

Von einiger Bedeutung war das seit der Reformation der Stadt Zürich zustehende Kirchensatz der Kirche Seengen, welche erst 1838 an den Kanton Aargau überging. Dies hatte zur Folge, dass hier seit dem Reformationsjahr 1528 drei Jahrhunderte lang mehrheitlich Zürcher Geistliche hier als Seelsorger tätig waren. Besonders im 17. Jahrhundert gab es bei jedem Pfarrerwechsel Streit zwischen Bern und Zürich, weil Bern als Landesherrin gerne eigene Prädikanten auf die gut dotierte Pfrund gesetzt hätte. Doch Zürich setzte sich stets durch.

Das im früheren Dorfbild übersetzt wirkende Gotteshaus, fällt heute nicht mehr so stark aus dem Rahmen, weil zwischenzeitlich verschiedene grossvolumigen Gebäuden in seiner Nachbarschaft entstanden sind. Es bleibt aber ein beeindruckendes Stück Architektur, auch wenn mit dem Pfarrhaus von 1742 keine stilistische Verbindung existiert, und sich die ehemals enge Verbindung zum Schloss Hallwyl nicht mehr erahnen lässt. Durch diesen Kirchenbau zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Alten Eidgenossenschaft manifestiert sich die Moderne in Seengen deutlich sichtbarer als in den meisten anderen aargauischen Kirchgemeinden.

Die Kirche Seengen steht seit 1960 unter kantonalem Denkmalschutz.

David Lentzsch war während 12 Jahren (2004-2016) Pfarrer der Kirchgemeinde Seengen. Nun ist seine schöne kleine Publikation «200 Jahre Kirche Seengen: Evangelium in Stein» erschienen. Darin beschreibt er die Kirche anhand von wesentlichen Stichworten architekturgeschichtlich, künstlerisch und geistlich.

Die Publikation ist beim Sekretariat der Kirchgemeinde kostenlos erhältlich.

Verfasst von Markus Widmer-Dean

Das Bildmaterial stammt von Markus Widmer-Dean (allgemeine Bebilderung) von Rudolf Hunziker (Flugaufnahmen).

Die reformierte Kirche in Seengen in einem Flugbild von Süden her gesehen (Herbst 2016).